Soll ein Roboter Ihr Geld managen?

Soll ein Roboter Ihr Geld managen?

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Euro Wirtschaftsmagazin Januar 18 – Ralf Ferken

Thema

eAsset Management / Fintech

Bei neuen, digitalen Vermögensverwaltern entscheidet oft der Computer, wo investiert wird. Doch was steckt genau hinter den sogenannten Robo-Adivsors.

Wir bestellen unsere Bücher bei Amazon, buchen den Urlaub bei Expedia und verabreden uns über WhatsApp. Die digitale Welt hat unseren Alltag längst erobert. Beim Geld ist es nicht anders. Vuiele Menschen regeln ihre Zahlungen mittlerweile über Onlinebanken, die günstiger sind als ihre ehemalige Hausbank.

Die Logik dahinter ist simpel. Alles, was automatisiert werden kann, übernehmen computergestützte Algorithmen. Dieser Trend hat auch schon die Vermögensverwaltung erreicht. Immer mehr Anleger investieren in Indexfonds, die keinen Fondsmanager mehr benötigen. Doch welche Indexfonds sollen Anleger kaufen? Bislang mussten Anleger diese Frage selbst beantworten oder an einen Berater delegieren. Doch auch hier kündigt sich eine digitale Revolution an. Sogenannte Robo-Advisors sollen künftig das Vermögen der Menschen managen und mit ihren Algorithmen über den Kauf der Indexfonds entscheiden.

Vorreiter USA. In den USA hat dieser Trend bereits Fuss gefasst. In Deutschland beginnt er allmählich. Der hiesige Markt für Robo-Advisors ist allerdings noch unübersichtlich. Die Grossbank Commerzbank mischt mit, ebenso wie Fondsgesellschaften Deka Investments und Union Investment. Gleichzeitig wagen sich neue Unternehmen wie Scalable oder Whitebox in den Markt, hinter denen ehemalige Banker, Ingenieure oder Wissenschaftler stehen. Kein Anbieter aber hat bereits eine kritische Grösse erreicht. Die Anbieter wissen die Vorzüge ihrer Lösung zu rühmen. Von einer “Demokratisierung der Geldanlage” spricht beispielsweise Cominvest, der Robo-Advisor der Onlinebank Comdirect. Scalable weiderum spricht von einem “Rund-um-sorglos-Paket für Ihre Geldanlage”. Konkret bedeutet dies: Der Robo-Advisor stellt das Portfolio für den Anleger zusammen, überwacht es und passt es laufend an neue Börsenphasen an. Doch was steckt wirklich hinter den Angeboten für eine digitale Vermögensverwaltung? Interessant wäre es zu wissen, was Robo-Advisors besser können als Bankberater oder Privatanleger, wie teuer sie sind und wie sicher das Kapital bei ihnen ist.

Ein Interview der Euro-Redaktion:

 

Was können Robo-Advisors besser als Bankberater?

“Der wesentliche Unterschied ist, dass Robo-Advisors zu 100% digital arbeiten und Anlageberater nahezu 100% analog”, sagt Sebastian Hasenack, Geschäftsführer bei Robo-Advisor Investify. Der Kostenvorteil, der durch diese Automatisierung entstehe, könne an die Kunden weitergegeben werden. “Die eingesparten Kosten sind die zukünftige Zusatzrendite der Anleger”, erläutert Hasenack. Salome Preiswerk, Gründerin und Chefin des Robo-Advisors Whitebox, betont dagegen einen anderen Punkt. Demnach seien Bankberater oft mehr Verkäufer als Berater, während Robo-Advisors bei der Produktauswahl tatsächlich unabhäniger agierten.

Was können Robo-Advisors besser als Privatanleger?

Auch Anleger, die ihre Kapitalanlage bislang selbst in die Hand genommen haben, könnten von einer digitalen Vermögensverwaltung profitieren, glaubt man bei Scalable:” Gerade im Vergleich zu Selbstentscheidern nehmen wir die Emotion aus der Geldanlage: Wir ersetzen das Bauchgefühl durch Technologie.” In die gelcihe Kerbe schlägt Oliver Vins, Vorstand des Robo-Advisors Vaamo. “Die meisten Selbstentscheider lassen viel Rendite liegen oder gehen zu hohe Risiken ein”, sagt er. Typische Anlagefehler seien beispielsweise eine mangelnde Diversifikation, der sogenannte Home-Bias oder eine zweifelhafte Auswahl von Einzeltiteln.

Wie wird man Kunde bei einem Robo-Advisor?

Anleger können sich über die App oder Website ds Anbeiters anmelden. Zunächst müssen sie einen Fragebogen beantworten, dann ihre persönlichen Daten sowie ein Referenzkonto angeben. Die persönliche Legititmation erfolgt schliesslich über ein Video-Ident-Verfahren oder wahlweise per Post. Wer schon Kunde bei einer Onlinebank mit einem Robo-Advisor ist, kann dies Prozedur abkürzen. So bietet Comdirect den Robo-Advisor Cominvest an.

Welche Fragen müssen Anleger beantworten, um ihr Risikoprofil bei einem Robo-Advisor zu ermitteln?

Mit ihren Online-Fragebogen möchten die Anbeiter vor allem herausfinden, wie hoch die Risikotragfähigkeit und Risikobereitschaft der Anleger ist. Scalable und Liqid haben ihre Fragen etwa mit den Universitäten in München beziehungsweise in St.Gallen und Zürich entwickelt. Scalable möchte den potenziellen Kunden beispielsweise “schwarz auf weiss vor Augen führen, was Verlustrisiko in absoluten Zahlen bedeutet”. Zudem fragen die Anbieter meist die finanzielle und persönliche Situation der Anleger ab und haken bei den bisherigen Erfahrungen mit Wertpapieren nach.

Wie sicher ist das angelegte Vermögen bei einem Robo-Advisor? Was passiert mit dem Geld, sollte ein Anbieter vom Markt verschwinden?

Das Vermögen ist bei einem digitalen Vermögensverwalter genauso sicher angelegt wie bei einer anderen Bank. Die Einlagen unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Die Wertpapiere in den Kundenportfolios gelten als Sondervermögen. Der Anbieter verwaltet diese Vermögen zwar, hat darauf aber keinen Zugriff. Im Fall des Falles müssten Kunden jedoch den Anbieter wechseln. Oder sie bekommen einen neuen Anbieter, der den ehemaligen Anbieter aufgekauft hat.

Wie sicher ist die technische Abwicklung der Geschäfte in Bezug auf Cyber Security?

Die Stichworte lauten hier “hochmoderne IT-Infrastruktur” sowie “Verschlüsselung der persönlichen Kundendaten”. Jeder digitale Vermögensverwalter muss die Datensicherheit ernst nehmen, um sein Geschäftsmodell nicht zu gefährden.

Wie hoch muss das verwaltete Vermögen sein, damit ein Robo-Advisor in die Gewinnzone kommt?

Bislang geben nur wenige Robo-Advisors an, wie viel Vermögen sie verwalten. Am offensivsten geht der Anbieter Scalable damit um, der bislang rund 500 Millionen Euro verwaltet und dem täglich zwei bis vier Millionen zufliessen. Scalable selbst glaubt, dass man ab einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen in die Gewinnzone komme. Investify kalkuliert hier mit 750 Millionen Euro. Allerdings sind dies reine Schätzgrössen, die zudem von vielen Variablen abhängig sind.