Blockchain & Kryptowährungen einfach erklärt

Blockchain & Kryptowährungen einfach erklärt

Blog / Quelle

Severin Renold – DIGIALOG AG

Dr. Julian Hosp – TenX – Kryptowährungen

Don & Alex Tapscott – Die Blockchain Revolution

Thema

Blockchain & Kryptowährungen

Seit Entstehung der Menschheit durchleben wir verschiedenste Erneuerungen, Revolutionen und Innovationen, welche den Fortbestand der Bevölkerung gewährleisten und das Zusammenleben auf faire Weise ermöglichen und attraktiv gestalten. In einer besonders interessanten Phase befinden wir uns zu jenem Zeitpunkt, an welchem eine neue Ära beginnt, welche gewisse Regeln und Grundsätze wesentlich auf den Kopf stellen und zum Besseren verändern könnte. Grund genug sich dem Thema der 4. Industriellen Revolution zu widmen, die zum aktuellen Zeitpunkt massgeblich geprägt und neu definiert wird, durch die Blockchain Technologie.

Der Traum von einer besseren Welt bewegt die Menschheit seit dem Anbeginn der Tage. Auf Betreiben des berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam veröffentlichte der englische Staatsmann Thomas Morus 1516 sein Werk Utopia. Diese Schrift, in der eine ideale Gesellschaft beschrieben wird, gilt heute als einer der wichtigsten Vorläufer sozialutopischer Konzeptionen, die sich vielfach der gerechten Verteilung von Gütern und oft der gleichzeitigen Abschaffung des Geldes widmen. Heute – 500 Jahre später – vor dem Hintergrund hochdynamischer technologischer Entwicklungen, werden die vorherrschenden Gesellschaftsmodelle von unterschiedlichen Vordenkern hinsichtlich ihrer Zukunftstauglichkeit hinterfragt. Individuelle Freiheit versus staatlichem Zwang und Kontrolle oder mehr persönliche Bequemlichkeit und ein leichteres Leben für den Preis des Verlustes der Privatsphäre? All dies sind Metaphern für grundlegende Fragen der Digitalisierung unserer Welt und des Zusammenwachsens von Mensch und Maschine.

Für die Apologeten und Vordenker der Krypto-Ökonomie ist diese neue Form der Dezentralisierung der Systeme der Weg in Richtung eines möglichen Utopias, einer blockchainbasierten und gleichsam besseren und gerechteren Welt.

blockchain

Von Gold zu Krypto

Wie in einem vorigen Blog erläutert, haben sich die verschiedenen Formen des Geldes in den letzten Jahrhunderten enorm gewandelt: von physischen Münzen und Papieren vor Tausenden von Jahren zu digitalen Versionen in den letzten Jahren. Handel mit Güter wie Tieren, Salz, Zucker und so weiter begann ca. im Jahre 10’000 v.Chr. Damals wurden die Güter direkt als «Währung» verwendet. Die Nutzung der ältesten bekannten Währung, Gold, hatte einige sehr wichtige Vorteile gegenüber der Verwendung anderer Güter. Gold ist selten und kann nicht reproduziert werden, sprich es wächst nicht auf Bäumen und es zu schürfen kostet Zeit und Arbeit. Zudem ist es transportabel und fungibel, das heisst eine reine Unze Gold ist gleich wie eine andere reine Unze Gold.

Vertrauen ist der wichtigste Faktor, wenn es um Geld geht, denn ich akzeptiere ein Stück Gold nur, wenn ich weiss, dass es auch jemand anderes danach akzeptieren wird. Was ist nun aber der inhärente Wert von Gold? Nun ja, Gold hat keinen inhärenten Wert, da man es weder essen, trinken oder für eine sonstige Lebensnotwendigkeit benötigt. Der Wert von Gold wird durch das Vertrauen in die Geschichte kreiert. Zudem hat Gold auch einige Nachteile:

 

  • Gold ist zwar als reines Material rar, doch ist es fälschbar durch billigere Materialien wie beispielsweise Kupfer.
  • Gold ist als Transportmedium ziemlich schwer
  • Gold kann nur mit Hilfswerkzeug und nicht von jedermann spontan geteilt werden.

 

Durch diese Faktoren kreierte man also das Papiergeld mit dem Ursprung als Schuldscheine und den sogenannten Goldstandard, bei welchem jeder Schuldschein an Gold geknüpft war. Mit der Weiterentwicklung bis zum heutigen virtuellen Geld funktioniert dies einwandfrei, doch ein kritisches Attribut blieb in der Entwicklung stehts bestehen: die zentrale Verwaltung. Deshalb stellen sich viele Menschen die Frage, ob dieses Vertrauen in eine zentrale Einheit gerechtfertigt ist und ob es denn nicht möglich sei, zwar ein digitales (also nicht physisch benötigtes) Währungssystem mit all seinen Vorteilen zu haben, wo man jedoch keine zentrale Partei mit deren Schattenseiten braucht. Wie würde ein solches dezentrales System aussehen?

 

Eine Blockchain ist eine vollständige und unveränderliche Transaktionshistorie aller Transaktionen einer dezentralen Community, der jeder, der Teil davon ist, zustimmt

 

Die Blockchain steht als Inbegriff der Dezentralisierung. Das heisst, dass sie im Gegensatz zu unserem aktuellen Geldsystem nicht von einer zentralen Einheit wie zum Beispiel einer Bank verwaltet und kontrolliert wird, sondern von der Mehrheit der Teilnehmenden, welche sich dem System anschliessen möchten.

Die Blockchain, übersetzt Blockkette, stellt dabei ein System in Form einer Transaktionshistorie dar, welche von dieser Community erhalten, bestätigt und abgespeichert wird.

Somit besteht also die Möglichkeit, Transaktionen auszutauschen. Unmittelbar von einem Anwender zum anderen, ohne dabei eine zentrale Einheit in Anspruch nehmen zu müssen. Jeder Anwender tritt im System mit einer pseudoanonymen Identifikationsnummer auf, welche nach dem Zufallsprinzip vergeben wird (Private Key / Public Key). Überprüft werden diese Transaktionen von sämtlichen Teilnehmenden, die das System aufrechterhalten. Dies ist umsetzbar zu einem geringen Kostenaufwand, jederzeit und praktisch unmittelbar ohne längere Verarbeitungsdauer. Der Faktor, einer zentralen Einheit vertrauen zu müssen, fällt dementsprechend weg und wird durch Kryptografie und Eigenverantwortung ersetzt.

Dabei besteht die Aufgabe der Community darin, einen Konsensus zu finden, also eine Übereinstimmung über einen definierten Zustand. Abgewälzt auf das Anwendungsbeispiel Bitcoin, redet man hierbei von der Bestätigung einer Geldmenge beziehungsweise Coinmenge.

 

Die Teilnehmenden haben nun die Aufgabe, Protokoll über sämtliche Transaktionen zu führen und den nächsten Zustand (Beispiel Geldmenge einer Transaktion) zu bestätigen / zu verifizieren. Dies gelingt ihnen, indem sie diesen verschlüsselten Zustand in Form einer hochkomplexen Rechenaufgabe versuchen zu lösen und das Ergebnis von der Mehrheit gegenbestätigen lassen. Der Erste, welcher die Aufgabe lösen kann, meldet sich und schickt sein Ergebnis an alle Teilnehmenden, um dies kontrollieren zu lassen. Insofern das Ergebnis über den Zustand bestätigt wird, nimmt man das Protokoll dieser teilnehmenden Partei und legt Sie in Form eines Blocks auf den Servern sämtlicher Teilnehmenden, auch Nodes genannt, ab. Als Belohnung erhält der Löser der Aufgabe, um beim selben Anwendungsbeispiel zu bleiben, Bitcoins. Dieser Block wird zusätzlich versehen mit einem Zeitstempel und knüpft an die Nummer des vorangehenden Blocks an. Diese kryptografische Verkettung führt schliesslich zum Wort Blockchain. Je mehr Blöcke nun zusammenhängen, desto schwieriger wird es, einen früheren Zustand zu fälschen oder abzuändern.

Um das Lösen der Rechenaufgaben zu beschleunigen, wird technische Rechenleistung benötigt, welche natürlicherweise Strom verbraucht, hier wird diese natürliche Ressource beansprucht, um die Wirtschaftlichkeit gewährleisten zu können und eine Zentralisierung möglichst auszuschliessen. Dieses sogenannte Mining steht auf Grund des hohen Stromverbrauchs in der Kritik der Öffentlichkeit.

 

bitcoin chip

 

Funktion und Anwendungen von Kryptowährungen

Die Blockchain Technologie bietet die Grundlage zur Existenz einer dezentralen digitalen Währung. Eine solche Währung ist eine der Anwendungen, die aufgrund einer Blockchain ausgeführt werden kann, es gibt jedoch noch viele andere Anwendungen wie zum Beispiel Eigentum, Identifikation und Kommunikation, die alle eine zentrale steuernde Partei loswerden wollen.

 

Was ist eine Kryptowährung?

Eine Kryptowährung ist eine digitale Währung auf der Blockchain, bei der jede Regel oder Regulierung in den kryptographischen Algorithmus programmiert wird. Die Kombination von Krypto-graphie und -währung gibt dieser neuen Art von Geld den Namen: Krypto-währung. Es bedeutet im Grunde nichts anderes als eine Währung, die durch Kryptographie gesichert und rar gemacht wird. Genau das, was sonst die zentrale Institution machen würde.

Nun ist es also möglich, Geld zu verwenden, dessen Wert nicht künstlich vermehrt werden kann. Dieses Geld kann in der «peer to peer» Funktion von A nach B transferiert werden zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Jedoch muss eine Kryptowährung nicht in jedem Fall eine explizite Währung darstellen, sondern möglicherweise auch Rechte, Anteile oder weitere Nutzbarkeiten an einem System. Deshalb ist der Name eher suboptimal gewählt und teilweise verwirrend.

 

Der Ursprung der Kryptowährungen: Bitcoin

Bitcoin wurde 2008 von Sathoshi Nakamoto im bekannten Bitcoin Whitepaper definiert, und der erste Block wurde am 3. Januar 2009 von ihm selbst gemined. Die erste Bitcoin Transaktion passierte 9 Tage später, am 12. Januar 2009, als Satoshi 10 Bitcoins an einen Herrn namens Hal Finney schickte. Noch ist nicht bekannt, wer Satoshi Nakamoto wirklich ist und über seine Identität kursieren zahlreiche Spekulationen. Es kann sich um eine Person, eine Gruppe oder vielleicht gar um ein Unternehmenskonsortium oder die Regierung handeln.

Bitcoin verwendet einen Proof-of-Work-Algorithmus, bei der Reward an den Miner vergeben wird, der einen neuen Block findet. Alle 210’000 Blöcke passiert eine Halbierung dieses Rewards, was bedeutet, dass wir umgerechnet in 120 Jahren den kleinst möglichgen Reward erreicht haben werden und somit die Gesamtzahl von knapp 21 Millionen Bitcoins gemined wurden und im Umlauf sind. Da diese Bitcoin Ausschüttung exponentiell abnimmt, sind 2018 nach nur 10 Jahren bereits Dreiviertel, also über 17 Millionen Bitcoins ausgeschüttet worden.

Gemäss Experten und Beobachtungen der letzten 9 Jahren hat Bitcoin die grösste Community, die grösste Akzeptanz, die grösste Marktkapitalisierung und die beständigste Preisstabilität unter allen Kryptowährungen (+1000 Stk.). Jedoch wird der offene Quellcode und die Softwareinfrastruktur bereits als veraltet bezeichnet und ungeeignet für den alltäglichen Zahlungsverkehr, auf Grund der beschränkten Skalierbarkeit des Systems.

Weitere innovative Unternehmen haben sich deshalb dieser Aufgabe angenommen und versuchen die Trägheit von Bitcoin auszumerzen und eigene Coins zu etablieren, auch Altcoins genannt. (Alle anderen Coins ausser Bitcoin).

 

Marktanalyse

 

Die aktuelle Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen zusammen übersteigt die CHF 400 Mia Marke und wird gemäss Experten in Zukunft verstärkt weiterwachsen. Davon nimmt Bitcoin rund ein Drittel des Marktvolumens ein, der Rest entfällt auf sogenannte Altcoins. An zweiter Stelle steht Ethereum, welches auch als zweite Generation der Blockchain definiert wird, mit einem Anteil am Marktvolumen von rund 15%. Ethereum wurde Ende 2013 von Vitalik Buterin konzipiert mit dem Gedanken anstatt eine Blockchain nur für Währungen zu verwenden, die Funktionalitäten in Richtung eines dezentalisierten Computers zu lenken. Das heisst anstelle zu speichern wie viele Coins jeder Teilnehmer hat, könnte dieser Computer Programme unaufhaltsam abspielen lassen und Smart Contracts anbieten. Smart Contracts sind Verträge, bei denen eine dezentralisierte Blockchain eine Unveränderbarkeit und Ausführung gewährleistet. Mit der drittgrössten Marktkapitalisierung kann sich Ripple positionieren, eine Kryptowährung mit der Intention ein bankenübergreifendes Zahlungsverfahren sowie einen Devisenmarkt abzubilden.

Was in diesem Moment von grossartiger Innovation zeugt und nachhaltig die Menschheit verbessern sollte, wird im Jahre 2016 und 2017 primär als Spekulationsgut genutzt und zweckmissbraucht. Gerade bei der Anwendung als digitales Zahlungsmittel sind die Kursschwankungen somit zu volatil und unbeständig, als dass selbst die bekanntesten Kryptowährungen aktiv im Handel gebraucht werden könnten. Abgesehen von diesem Aspekt, bietet das Bitcoin Netzwerk zu aktuellem Zeitpunkt rund 5000 Akzeptanzstellen weltweit, bei welchen man legal mit Bitcoins bezahlen kann. Bei allen anderen Kryptowährungen befinden sich die Unternehmen meist noch in einer Proof-of-Concept Phase oder einem Bruchteil der genannten Anwendungsmöglichkeiten