Zukunft der Arbeit

Zukunft der Arbeit

Autor | Quellen

Severin Renold

McKinsey, Roland Berger und mehr

Thema

Arbeit & Arbeitsplatz

Büro als sozialer Raum

Mit der Arbeit verändert sich auch der Arbeitsplatz. Aber wie sieht das Büro der Zukunft aus? Immer essenzieller werden Begegnung, Austausch und Community-Building. Die Räume müssen etwas über die eigene Marke erzählen, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber verkaufen. Denn an vielen Arbeitsplätzen steigt der Leistungsdruck, die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen für viele Menschen zunehmend. Deshalb muss die Arbeit Spass machen. Büros und Kollaborationsstrukturen wirken da kulturprägend für Unternehmen. Sie bieten den Mitarbeitern Heimat und Identifikation, sorgen so für Motivation und emotionale Bindung. Kostenlose Bio-Mahlzeiten in der Kantine, Zuschuss fürs Fitnessstudio, Lounge-Landschaften mit Wohlfühlatmosphäre – wie ein Einblick in die Arbeitswelt von Silicon Valley zeigt: Die Kreativität bei der Arbeitsplatzgestaltung kennt kaum Grenzen. Mitarbeiter sind aus ihrem privaten Umfeld gewohnt, dass viele Dinge auf Knopfdruck funktionieren. Da darf es am Arbeitsplatz nicht weniger digital zugehen.

 

Open Office

 

Wellness und Werte im «War for talents»

 

Laut einer Forsa-Studie des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt bevorzugen zwar viele Arbeitnehmer in Deutschland und in der Schweiz weiterhin ein praktisches und funktionales Arbeitsumfeld. Jedoch wünschen sich vor allem junge Menschen unter 35 ein modernes und gemütliches Ambiente am Arbeitsplatz. Ausserdem: Social Enterprises – zu Deutsch soziale Unternehmen – sind bei Millennials immer begehrter. Sie wollen sich beim Aufbau eines Unternehmens von der Pike auf engagieren, alle Bereiche durchdringen, sich in der Gestaltung ausleben. Wenn sich damit noch gutes Geld verdienen lässt, umso besser.

 

Und doch ist Geld nicht alles. Gegen Player wie Google oder Facebook habe ein Unternehmen bei den Gehältern keine Chance, so tönt es bei den meisten Befragten. Salesforce bemüht sich daher um anderes: Zum Beispiel um eine gleichwertige Bezahlung; Mitarbeiter erhalten zudem sieben bezahlte Tage pro Jahr frei für soziales Engagement. Das Motto des etwa 20’000 Mitarbeiter starken Unternehmens: Lieber während des Arbeitslebens regelmässig etwas an die Gesellschaft zurückgeben und die eigenen Technologien für den guten Zweck einsetzen, als jahrelang Top-Gehälter zu scheffeln und kein Privatleben zu haben. Das kommt an. Viele Menschen arbeiten seit mehr als zehn Jahren bei dem Cloud-Anbieter – ungewöhnlich im schnelllebigen Silicon Valley. Ähnliches wird vom Twitter Mitgründer Biz Stone berichtet: Seit man die Absichten des Social-Network Unternehmens neu definiert hat, sind auch die Mitarbeiter wieder top motiviert. Wer jetzt im Unternehmen sei, der sei auch bewusst dabei.

 

Denn der Markt wandelt sich (nicht nur im Konsumverhalten wie in unserem früheren Blog beschrieben). Die Unternehmen werden immer häufiger zum Bewerber, müssen für begehrte Talente attraktiv werden. Plattformen wie LinkedIn machen es sich zur Aufgabe, für jeden Menschen weltweit ökonomische Chancen zu schaffen. Sie ermöglichen Bewerbern etwa Gehaltsvergleiche, damit diese gut vorbereitet im Vorstellungsgespräch auftreten. Zudem werben Headhunter gezielt Arbeitnehmer über die Plattform ab. Ungerecht für Unternehmen? Mitnichten. Denn wer sich über LinkedIn abwerben lässt, wäre sowieso irgendwann gegangen. Man beschleunigt lediglich den Prozess. Unternehmen haben ihrerseits die Möglichkeit, schneller passende Talente zu finden.

 

Auch innerhalb von Unternehmen gibt es zunehmend Bewegung. Bei Salesforce entwickelte sich aus einem Impuls der Mitarbeiter eine Art interner Jobmarkt, auf dem regelmässig die Arbeit in Einzelprojekten verteilt wird. Mitarbeiter haben so die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, aber auch persönliche Belange wie Elternzeit zwischen einzelnen Projekten einzuplanen. Abläufe werden so effizienter und flexibler. Die lebenslange geradlinige Karriere mit vorgefertigten Stufen wird zum Auslaufmodell. Menschen wollen ihren Geist erweitern und in verschiedenen Teilen eines Unternehmens arbeiten.

 

Co-Working

 

Wer lernt, der bleibt

Ein Report des Weltwirschaftsforum und der Boston Consutling Group von Januar 2018 offenbart: Etwa eine Million US-Amerikaner verlieren ihre Jobs bis 2026 und müssen neue Fähigkeiten erlernen, um einen ähnlich bezahlten Job zu finden. Das McKinsey Global Institute schätzt, 2030 müssen bis zu 800 Millionen Menschen weltweit ihren Job an die Konkurrenz der intelligenten oder irgendwie besseren, jedenfalls billigeren Maschine übergeben. 33.5 Milliarden Euro investierten deutsche Unternehmen 2016 in die Weiterbildung der Mitarbeiter, um sie fit für die Digitalisierung zu machen. Dabei setzten sie immer stärker auf digitale Lernformate (siehe auch unseren Blog über Digitalisierung im Bildungswesen), wie die aktuelle Weiterbildungserhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt. Tendenz steigend. Heute im Fokus: Personen sollen neues Wissen sinnvoll und nachhaltig einsetzen können. E-Learning und Präsenzstudien verschmelzen zum sogenannten Blended Learning.

 

Im Silicon Valley ist dieser Trend bereits verinnerlicht. Angebote wie LinkedIn Learning bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern gezielte Weiterbildungsangebote zur Verfügung zu stellen. Salesforce hat mit Trailhead eine frei verfügbare Lernplattform ins Leben gerufen. Beim Bewerbungsgespräch haben eventuelle Lernerfolge auf dieser Plattform bereits mehr Gewicht, als der Name der Universität, die ein Bewerber besucht hat. Ausserdem: Lernen muss es der Generation Y besonders Spass machen. Mit Challenges und Ranglisten wird auch das lebenslange Lernen zum Spiel.