Update zur Wirtschaftskrise 2020

Update zur Wirtschaftskrise 2020

Autor | Quelle

Severin Renold
Horizonte

Thema

Auswirkungen von Covid-19 auf globale Wirtschaft

Die langfristigen Folgen von Covid-19

 

Virologen geben Entwarnung: Die Covid-19 Pandemie ist zunehmend unter Kontrolle. Die Weltwirtschaft befindet sich hingegen als Folge der Corona-Massnahmen im freien Fall, weit stärker als in der Finanzkrise 2009. Nicht nur der Konjunktureinbruch, auch der aus de rRettung der globalen Wirtschaft folgende Anstieg der Staatsschulden ist historisch. Zur Stabilisierung der Märkte werden unzählige Wertpapiere von den Zentralbanken aufgekauft, Regierungen und Förderbanken helfen mit Krediten, Garantien und Staatsbeteiligungen. Im Verlauf von wenigen Monaten hat sich der konjunkturpolitische Hintergrund somit komplett verändert.

 

Statt zinspolitische Straffung und eine Reduktion der umlaufenden Geldmenge haben wir jetzt weltweit eine expansive Geldpolitik – kombiniert mit einer starken Ausweitung der staatlichen Ausgaben. Das viele Geld, welches aktuell in die Volkswirtschaften gepumpt wird, muss aber später wieder zurückbezahlt werden. Grundsätzlich gibt es zwei Wege, Schulden abzubauen. Bei beiden lastet die Schuld langfristig auf den Jüngeren. Bei einem ersten Weg setzt der Staat auf die Entwertung des Geldes. So sinkt zwar der Schuldenberg, aber auch das Ersparte. Inflation wird meist durch eine expansive Geldpolitik eingeleitet. Sprich, man druckt einfach neues Geld. Der zweite Weg ist eine Erhöhung der Steuern. Hier muss man aufpassen, dass man Unternehmen und Bürger nicht zu stark belastet und so den wirtschaftlichen Aufschwung abbremst respektive sogar abwürgt.

 

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Auswirkungen von Pandemien auf die Wirtschaft

Pandemien hinterlassen tiefe Narben und verändern Verhaltensweisen. Aus wirtschaftlicher Sicht verändern sie das Verhältnis zwischen Ersparnissen und Anlagen. Auch nachdem der erste Schock vorbei und die Krankheit eingedämmt ist, folgen private Hausalte und Unternehmen ihren natürlichen Instinkten und bleiben vorsichtiger. Länder, die in der laufenden Pandemie bereits Ausgangssperren aufgehoben haben, stellen fest, dass sich die Konsumausgaben nur langsam erholen und Daten au der Vergangenheit lassen darauf schliessen, dass dies wahrscheinlich so bleiben wird. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass die Ersparnisse nach dem Schock einer Pandemie steigen, da private Haushalte vorbeugend Reserven aufbauen. Studien zeigen auch, dass Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren. In den meisten Fällen spiegelt dies einen Rückgang des Arbeitskräfteangebots aufgrund der Krankheit wider, was die Löhne in der Wirtschaft steigen lässt. Der Rückgang der Rentabilität beeinträchtigt dann die Investitionsausgaben. Da heute vorbeugende Massnahmen gesetzt und vor allem ältere Menschen von Covid-19 betroffen sind, dürften die Auswirkungen auf die Erwerbsbevölkerung deutlich geringer sein. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die Löhne aufgrund von Covid-19 nicht steigen werden. Da jedoch viele Unternehmen während der Ausgangssperre kurz vor der Pleite standen, weil ihre Cashflows einfach versiegten, wird ihre Risiko- und Investitionsbereitschaft beeinträchtigt sein.

 

Insgesamt wird das Virus die Trends, welche die Wirtschaft schon vor dem Ausbruch der Pandemie bestimmten, verstärken. Es wird den Wachstumspfad infrage stellen, die staatlichen Finanzen stärker unter Druck setzen und die Ungleichheit erhöhen, während der Einsatz von Technologien steigen wird. Staaten werden stärker eingreifen, die Bedrohung durch Populismus wird zunehmen und Anleger werden agiler denn je vorgehen müssen, um ihre Ziele angesichts dieser unausweichlichen Wahrheiten zu erreichen.

 

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