Ausflug in die Entstehung des Geldsystems

Ausflug in die Entstehung des Geldsystems

Blog / Quelle

Severin Renold – DIGIALOG AG

Thema

Wirtschaft

Seit je her verwenden wir Tauschmittel im alltäglichen Handel, um wirtschaften zu können und eigene Produkte oder Dienstleistungen für anderweitige Waren einzutauschen. Angefangen hat dies mit dem klassischen Warentausch, bei dem sich Akteure wie Bauern, Fischer oder Schreiner nach bestem Gutdünken über den Wert Ihrer Waren einigten und ein Geschäft abschlossen. Eine halbe Kuh für 50kg Fisch oder 1 Huhn für 5kg Brot, nicht selten kam es zu Meinungsverschiedenheiten über den Nutzen und den entsprechenden Wert der Produkte. Wohlbemerkt, zu dieser Zeit bestand vorallem die Kultur des Eigenversorgers, fern ab von kapitalistischen Trieben. Die Intention bestand darin zu überleben und für das eigene Existenzminimum zu arbeiten.

Bei wachsender Bevölkerung führte dies verständlicherweise zu immer stärkeren Diskrepanzen worauf hin man sich auf beständigere und wertvolle Waren beschränkte, um eine einheitliche Tauscheinheit zu schaffen, dies führte von Werkzeugen über Pelze bis hin zu Perlen und Edelsteinen.

Um eine funktionierende Währung zu erhalten müssen grundsätzlich folgende Attribute gewährleistet sein:

  • Die Währung muss teilbar sein und als Recheneinheit funktionieren
  • Die Währung muss Ihren Wert erhalten können als Wertaufbewahrungsmittel
  • Die Währung sollte einfach transportierbar sein

 

Nun folgt der erste Meilenstein:
Durch den Handel mit Gold, welche in den Frühzeiten vom Adel und Klerus geprägt wurde, entsteht die erste Erscheinung von Zentralismus. Wieso solle man nicht einfach einen Goldtaler prägen und als neues Gegenstück für jegliche Handelswerte heranziehen? Die Werte werden definiert und der Handel in vielerlei Hinsichten vereinfacht:

  • Jedermann kennt den Gegenwert seiner Produkte in Gold
  • Gold lässt sich einfach transportieren und ist wertbeständig

Wer ist nun aber verantwortlich für die Herausgabe der neu geschaffenen Recheneinheit und worin besteht dessen Vergütung? Im Sinne des Erfinders und bestätigt durch das begeisterte und überzeugte Volk, vermachte man diese Bürde den Königen und Kaisern (zuvor Adel und Klerus). Somit wurde also eine vordefinierte Menge an Münzen geprägt und fair auf sämtliche Marktteilnehmer verteilt. Einzige Bedingung, als Entlohnung für diese Dienstleistung hat jeder Münzabnehmer zum Ende des Jahres einen Bruchteil der in Anspruch genommenen Münzen zusätzlich zurück zu tilgen, heute auch bekannt als Zins.

Beispiel:

Der Goldpräger verteilt insgesamt 100 Goldtaler gleichmässig an 10 Marktteilnehmer, sprich 10 Goldtaler pro Person, mit der Bedingung am Ende des Rechnungsjahres 11 Goldtaler zurückzuerhalten, also 1 Goldtaler Dienstleistungsentgelt für den Herausgeber. Die Problematik bei diesem Geschäftsmodell ist absehbar, obwohl nur Gegenwert in der Höhe von 100 Goldtalern vorhanden war, muss per Ende Jahr ein höherer Wert zurück getilgt werden, es wurde also in einer gewissen Form künstlicher Wert geschaffen. Dies wirkt sich langfristig negativ auf die soziale Wohlfahrt aus und drängt die Goldnehmer dazu weitergehende Schritte zu tätigen um mehr Umsatz einzufahren, der Kapitalismus wird geschaffen. Aus diesem Zweck fangen Bauern an über Ihren eigenen Bedarf zu produzieren und die Waren gewinnbringend zu verkaufen, um später Ihre Zinsen zurückzahlen zu können. Doch wenn dies von mindestens 9 Personen umgesetzt wird, so bleibt zu mindest der zehnte Akteur auf der Strecke, da nicht mehr Kapital vorhanden ist, ein Wettbewerb mit Gewinnern und Verlierern entsteht und somit auch die Tendenz zum egozentrischen Verhalten zu Lasten des Altruismus.

Nun wie geht die Geschichte weiter: Zum Ende des Jahres sprechen die 10 Schuldner beim Goldgeber vor, wobei zwei leider leer ausgingen und das Dienstleistungsentgelt nicht erbringen können.

Also 8 Parteien welche 11 Taler tilgen was 88 Talern entspricht und zwei weitere Parteien welche jeweils nur noch 6 Taler tilgen können und sich für den Rest verschulden. Kein Problem für den heute so genannten Kreditgeber welcher sagt, in einem weiteren Jahr habt ihr die Chance eure Schulden zurückzuzahlen, für das entgangene Dienstleistungsentgelt wird allerdings ein weiterer Zins fällig, auch bekannt als Zinseszins. Nicht nur, dass wieder ungerechtfertigter Wert erschaffen wurde, sondern eine Schuldenspirale wurde in Gang gesetzt, welche sich über keinen organischen Weg mehr neutralisieren könnte bis heute.

So fängt man an sich zu spezialisieren, sich weiterzuentwickeln, mehr Leute anzustellen um expandieren zu können, ein regelrechter Turbo entsteht und die Schere zwischen arm und reich dehnt sich weiter aus. Dadurch dass die Wirtschaft wächst, muss selbstverständlich auch die Goldmenge erhöht werden und die Prägung der Taler. Nur fällt auf, dass der Sicherheitsaspekt für die Aufbewahrung dieser Taler immer kritischer wird, gerade wegen der einfachen Transportierfähigkeit und der fehlenden eindeutigen Prägung jedes einzelnen Stückes, ist diese Währung mit potentiellem Diebstahl vorbelastet. Dies bewegt die Herausgeber des Goldes dazu, ihr Geschäftsmodell zu erweitern und die sichere Aufbewahrung gegen weiteres Dienstleistungsentgelt anzubieten. So können also die Wirtschaftsakteuere lediglich ihre für den Handel und das Tagesgeschäft relevanten Taler bei sich tragen und den Rest bei der heute sogenannten Bank deponieren. Wie bereits erwähnt, wird für die Hinterlegung der Taler per Ende Jahr ein weiterer Zins fällig zu Lasten des Besitzers.

 

Der Handel nimmt weiter Fahrt auf, Kapitalismus fördert Innovationen, Ideenreichtum und Kreativität, aber auch den Lebensstandard. Bauern fangen an anstatt des klassischen Rundumsortiments sich nur noch auf ein Tier zu fokussieren, deren Fortpflanzung zu fördern und das Aufwand – Ertrag Verhältnis zu optimieren. So entstehen neue Berufe, neue Branchen und neue Märkte und alle sind angewiesen auf die Währungseinheit um handeln zu können. Bei der Bank wird unterdessen eine interessante Feststellung getroffen: Lediglich ein Kleinteil des gesamten Goldvolumens wird jemals bei der Bank bezogen und weiterverwendet. Der Grossteil liegt unberührt im Tresor ohne einen weiteren Mehrwert zu liefern, dies bringt das nächste Geschäftsmodell hervor. Wieso sollte man nicht bei dem enormen Kapitalbedarf der aktuellen Wirtschaftslage, das brachliegende Geld zur Weiterverwendung herausgeben. Nach statistischem Ermessen kann dies mit gutem Gewissen bis zu einer minimalen Grundeinlage umgesetzt werden, wie zu erwarten wieder gegen Erbringung eines Dienstleistungsentgelts. Somit ist es neu also möglich, als Geschäftsmann bei der Bank Geld aufzunehmen welches momentan brach liegt und gegen einen jährlichen Zins inklusive Schuldentilgung weitere Kanäle und Geschäfte zu öffnen. Der nächste Turbo der Schuldenspirale und der künstlichen Wertvermehrung wurde geboren. Gelder aus einer Hand werden doppelt verwendet ohne dabei den effektiven Gegenwert auch verdoppelt zu haben. Als Bestätigung dieser Dienstleistung wird wie auch bei der Wertaufbewahrung ein Leihvertrag ausgehändigt, welcher als Quittung für den Kapitalnehmer / Besitzer fungiert.

 

 

Absehbar und zurückzuführen auf die Bequemlichkeit und die immer stärker fehlenden Zeitressourcen setzt ein weiterer Trend durch. Anstatt mühsam Goldtaler verschieben zu müssen und deren Besitzer tagtäglich zu wechseln, wäre es doch ein Einfacheres, rein die Quittungen welche den Besitz der Goldtaler bestätigt auszutauschen und namentlich bei der Bank abzuändern. So fängt die Bank nun an, ein Kontobuch zu führen und sobald die Quittung bzw. Goldmenge nun den Besitzer wechselt, wird dies im Kontobuch nachgetragen. Dies entlastet auch die Bank und wirkt lukrativ, da somit mehr Geld gegen Zins verliehen werden kann, ohne wirklich grosse Umschichtungen tätigen zu müssen. Um also hierfür weitere Kunden akquirieren zu können, bietet die Bank erstmalig einen (Passiv) Zins an für Ihre Endkunden, welcher aber tiefer ist als der (Aktiv) Zins, den sie wiederum verlangt bei der Ausleihe der Vermögen.

Dieser Wandel prägt sich weiter aus zu dem heutigen Papiergeld und den Banknoten wie wir sie kennen. Eine Erkenntnis die man also daraus ziehen kann ist, dass desto inflationärer die Wirtschaft wächst und die Geldmenge erhöht wird, umso stärker und unaufhaltsamer wächst auch die Schuldenspirale und ein bevorstehender Kollaps. Geld bedeutet Macht und diese obliegt vorallem denjenigen, welche die Verteilung und Prägung bzw. Neuerschaffung dominieren, also den Banken.

Mit der Weiterentwicklung diesen Systems wurde eine gewisse Zeit später das Plastikgeld eingeführt, auch bekannt als Kredit- oder Debitkarte und schliesslich das virtuelle Geld, bei welchem mit der technologischen Revolution Vermögen via Knopfdruck erschaffen und versendet werden konnte, der Höhepunkt des heutigen Wirtschaftsdebakels.

 

Wie kann aber diese ewige Verschuldung über Zinseszinsen gestoppt werden und wo stehen wir möglicherweise in 10 Jahren? Lesen Sie dazu den nächsten Blog über Dezentralisierung und Blockchain.