Digitalisierung im Bildungswesen Teil 1/3

Digitalisierung im Bildungswesen Teil 1/3

Autoren | Quellen

Severin Renold

Quellen siehe Text

Thema

Bildung 4.0

Vorwort

Im Zuge der Digitalisierung werden bekömmliche Konzepte disruptiv, Abläufe werden vereinfacht und Strategien müssen überarbeitet werden. Grund dafür sind die Eigenschaften der digitalen Transformation, die eine hohe Transparenz und Vergleichsmöglichkeiten bietet, der Trend des Onlinehandels, schnelle Kommunikationswege, sowie die Optionen zur Steigerung der Rentabilität von Unternehmen durch Automatisierungen und Optimierungen interner- und externer Abläufe. Als Fazit wird konkludiert, dass nahezu jedermann von diesem Wandel betroffen ist und doch sehr behutsam mit der Aufklärung der breiten Masse vorangeschritten wird. Genau hier fängt nämlich die Digitalisierung an, in der Aufklärung und Bildung der Gesellschaft über die genannten Themen. Grund genug, Letzteres verstärkt in den Fokus zu rücken und im nachfolgenden Bericht der Forschungsfrage nachzugehen:

 

«Wie können Bildungszentren wie Hochschulen oder Universitäten ihr Geschäftsmodell lukrativ ausbauen, um auch in Zukunft rentabel wachsen zu können?»

 

Einleitung

Bis heute trifft man Hochschulkonzepte im deutschen Sprachraum mit ähnlichen Ausprägungen, wie sie schon seit über 100 Jahren gepflegt werden. Dies beinhaltet etwa Faktoren wie den Präsenzunterricht, welcher in vielen Modulen vorausgesetzt wird, das Zusammenstellen des Curriculums, welches meist von der Hochschule vorgegeben wird und der grundlegende Fokus auf die Vermittlung von Fachkompetenzen. Mit dem Wandel der technologischen Möglichkeiten und dem Konsumentenverhalten in Zeiten der Digitalisierung, müssen sich aber auch solche Institutionen Gedanken über Erneuerungen und Innovationen machen. Nicht etwa, weil sich die Ansprüche über die Qualifikation von Arbeitnehmenden verringert hätte, ganz im Gegenteil, sondern weil immer mehr Alternativangebote auf den Markt drängen aus privatwirtschaftlichen Konstrukten, welche das klassische Bildungswesen substituieren. (Hochschule der Zukunft, Ulrich Dittler, S.7)

Auf längere Zeit und vorallem auf dem Massenmarkt entscheidet schlussendlich das Skill-Level, die Methodenkompetenz und die praktische Anwendbarkeit des Knowhows im Berufsalltag, ob das Arbeitsverhältnis über die Probezeit hinaus anhält. Ob die entsprechende Person ohne gewünschte Fähigkeiten dann einen Bachelor, Master oder Dr. Titel inne hält, nimmt nur marginalen Einfluss auf die weitere potenzielle Zusammenarbeit. Sprich der Abschluss auf dem Papier wird von Zeit zu Zeit an Bedeutung verlieren, wenn sich die betroffenen Abgänger nicht deutlich abheben von Kandidaten aus der Privatwirtschaft, die sich im Selbststudium, über Lernplattformen und Tutorials oder etwa Youtube weitergebildet haben. Denn Eines bringen diese mit Sicherheit mit, Methodenkompetenz und Zielstrebigkeit, wobei bei Uniabsolventen primär theoretisches Wissen vorausgesetzt wird. Wie wichtig wird die anwendbare Theorie in Zukunft hingegen sein, bezieht man den Punkt der künstlichen Intelligenz, das Machine Learning oder etwa Robotik mit in die Diskussion ein? Algorithmen die das menschliche Wissen bei Weitem übertrumpfen, Zusammenhänge schneller erkennen können, keine Flüchtigkeitsfehler verursachen und die Effizienz kontinuierlich optimieren? Solche grundlegenden Herausforderungen und Umwälzungen bergen grosse Risiken, aber genauso viele Chancen die genutzt werden sollten. «Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen» (Chinesische Weisheit).

 

Hörsaal Uni

 

Für die Hochschul- und Universitätslandschaft bedeutet dies nichts Geringeres, als sich den Kunden von morgen anzupassen. Den Wettbewerb über die eigene Konkurrenzanalyse hinweg zu betrachten und die Unique Selling Propositions zu überdenken. Für ein positives Standing und dem Anspruch, sich national abzuheben von Mitbewerbern, attraktiv zu werden auch für internationale Interessenten und neue Massstäbe zu setzen, können jetzt Zeichen gesetzt werden. Meistens können hier bereits wertvolle Insights gewonnen werden, indem man die jahrelangen Anwendungspraktiken vergleicht mit den Kanälen, welche für abnehmende Immatrikulationsquoten sorgen, wie bereits zuvor kurz erwähnt. Ein weiterer Meilenstein auf der Erkenntnisskala bringt die Ausrichtung auf die Verhältnisse von übermorgen, also wie die Geschäftsmodelle der momentanen Disruptoren im Bildungswesen wiederum ersetzt oder erweitert werden könnten. Beispielsweise durch die Kombination von klassischen Bildungsangeboten, mit der Möglichkeit selbständig Lerninhalte zu erarbeiten. Oder eben durch die Anpassung des Themengebietes an sich, ausgerichtet auf Zukunftsszenarien der Digitalisierung, Robotik und weiteren fortgeschrittenen Technologien. Im weiteren Verlauf des Artikels werden genau diese Optionen evaluiert und aufgezeigt.

 

Stand der Forschung

Aus dem Stand der Forschung geht hervor, dass in der heutigen Informationsgesellschaft auch der Bereich Bildung nicht durch die Digitalisierung geschont wird. So löst der Wandel mehrere Folgen für den Bildungsbereich hinsichtlich der Formen, Inhalte aber auch Rahmenbedingungen der Bildung aus. Nicht nur die zu vermittelnde Informations- und Wissensmengen werden kontinuierlich erhöht, sondern auch das Angebot an digitalen Bildungsmedien. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis der Studenten nach mobilen und individuellen Bildungsangeboten, die zeitlich flexibel, ortsunabhängig und individuell nutzbar sind (Albrecht & Revermann, S. 39).

Im Sammelwerk von Dittler und Kreidl werden folgende Bestandteile der Lehre 4.0 für ein individualisierter, zielorientierter und digitaler Lernprozess genannt, welche durch Popp und Ciolacu 2017 identifiziert wurden:

 

  • Eine personalisierte Lernumgebung ermöglicht es den Studierenden Inhalte, Lernressourcen und Lernwerkzeuge individuell nach ihren Bedürfnissen zusammenzustellen.
  • Mobile Devices dienen den Lernenden dazu, sich online zu vernetzen und sich untereinander interaktiv auszutauschen.
  • Eine adaptive Lernumgebung bietet die Möglichkeit, dass die Lerninhalte an das Lernverhalten und an die Vorkenntnisse der Studierenden angepasst werden. Beispiele dafür könnten Einstiegsprüfungen oder Vor- und Nachbearbeitungsaufträge der Lerninhalte sein.
  • Durch eine Learning Analytics werden gefährdete Studierende frühzeitig erkannt und es kann individuell und entsprechend gehandelt werden.
  • E-Assessments und Chatbots fungieren als Unterstützung für Lernende. So können E-Assessments den Prüfungsaufwand minimieren und Chatbots einen Teil der Kommunikation zwischen den Dozenten und den Studierenden übernehmen.

(Pauschenwein & Lyon, 2018, S. 150)

 

Das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF der Schweizerischen Eidgenossenschaft hat im Juli 2017 einen Artikel der Aktionsfelder im Bereich Bildung herausgebracht. Darin wird beschrieben, dass es zurzeit keine neueren und vollständigen Studien zur digitalen Infrastruktur und zur Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik in den Schweizer Schulen gibt. Jedoch zeigt die Studie der ICILS im Jahr 2013, dass den Schulen gute Ressourcen, wie Übungs- und Trainingsprogramme sowie Grafik-, Zeichen- und Präsentationsanwendungen zur Verfügung stehen. Dieses Potential und die daraus entstehenden Vorteile des Einsatzes der digitalen Medien, sollten laut dem Departement in Zukunft umfassend ausgeschöpft werden (Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, 2017, S. 35–39)

 

Frau lernt mit Laptop

 

Branchenbeschreibung

In der Schweiz ist das Bildungswesen von der obligatorischen Schule bis zur Tertiärstufe eine Staatsaufgabe. Das heisst die 26 Kantone der Schweiz sind für das Bildungswesen in erster Linie verantwortlich. 90 % der Finanzierung von Bildungsausgeben werden von der öffentlichen Hand getragen. (http://www.edk.ch/dyn/14798.php) Das Bildungswesen ist in vier Stufen eingeteilt, namentlich handelt es sich dabei um die Primarstufe, die Sekundarstufe I und II sowie die Tertiärstufe. Letztere ist in die beiden Bereiche höhere Berufsbildungen und Hochschulen unterteilt und umfasst somit nebst eidgenössischen Fachausweisen an höheren Fachschulen auch Bachelorstudiengänge an Hochschulen.

 

Hochschullandschaft der Schweiz

Das Hochschulsystem der Schweiz besteht aus den Universitären Hochschulen sowie den Fachhochschulen und den Pädagogischen Hochschulen. Alle drei haben ihre Bildungsgänge auf zwei Studienstufen gemäss dem «Bologna-System» ausgerichtet. Dies bedeutet, dass nebst Weiterbildungskursen jeweils sowohl Bachelor- wie auch Masterstudiengänge angeboten werden, beide sind modularisiert und bewerten die Leistungen der Studierenden anhand von European Credit Transfer and Accumulation System-Punkten, kurz auch ECTS-Punkte genannt.

Die höhere Berufsbildung spricht erfahrene Berufsleute an und bietet diesen die Möglichkeit zu einer Spezialisierung oder Weiterqualifikation. Fachhochschulen bereiten die Absolventen auf anspruchsvolle Tätigkeiten vor und vermitteln ihnen die notwendigen Methoden, um diese erfolgreich zu meistern. Sie sind im Vergleich zu Universitären Hochschulen praxisorientierter. (Bundesamt für Statistik, 2015, S. 5–6) Zur Schweizer Hochschullandschaft gehören sieben öffentlich-rechtliche und eine private Fachhochschule, welche allesamt von Anfang an unter Bundeshoheit standen und von einem oder mehreren Kantonen getragen werden. (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, 2018) Die Abschlussquote auf der Tertiärstufe misst über 45%, davon sind rund zwei Drittel Hochschulabschlüsse und rund ein Drittel Abschlüsse der höheren Berufsbildung.

 

Das Bildungswesen der Schweiz kennzeichnet sich durch eine hohe Durchlässigkeit. Das heisst, es gibt verschiedene Möglichkeiten, in eine Ausbildung oder eine Schule ein- oder überzutreten oder eine Ausbildung nachzuholen. Des Weiteren gibt es einen offenen Zugang zu den verschiedenen Bildungsangeboten. Sprich wer über die notwendigen Qualifikationen besitzt, kann grundsätzlich an der Ausbildung oder Schule seiner Wahl teilnehmen, wobei der Unterrichtsort ebenfalls frei gewählt werden kann. (http://www.edk.ch/dyn/14798.php)

Die Fachhochschulen sind in zwölf verschiedenen Fachbereichen tätig, wobei die Bachelorstudiengänge mit Schwerpunkt Wirtschaft und Dienstleistung, gefolgt von denjenigen für Technik und IT bei weitem zu den meistabsolvierten gehören. (Bundesamt für Statistik, 2018)

Der Studiengang für IT und Technik offenbart implizit den Anspruch der Studierenden an fortschrittlichen Technologien und signalisiert das Bedürfnis zur Adaption der Digitalisierung im Bildungsbereich. Die Fernfachhochschule Schweiz (FFHS), welche an die Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana (SUPSI) angegliedert ist und somit zu den eidgenössisch anerkannten Fachhochschulen zählt, verfolgt in ihrem Studienmodell als einzige Schweizer Fachhochschule den Approach eines zeit- und ortsunabhängigen Studienmodells mittels der «Blended-Learning» Methodik. Diese Studienform ist eine Kombination aus E-Learning und klassischem Unterricht zur Vermittlung des Praxisbezuges mit dem Unterschied, dass die Absolventen während des Studiums ununterbrochen ihrer Arbeitstätigkeit nachgehen können und somit für auf dem Arbeitsmarkt nicht an Attraktivität verlieren. (Fernfachhochschule Schweiz, 2019) Dieses Studienmodell zeigt bereits heute eine Möglichkeit auf, wie man Bildung digitalisieren kann.

 

Bildungssystem Schweiz

 

Rahmenbedingungen mit Einfluss auf das Bildungswesen

Aus dem Bildungsbericht Schweiz, welcher das Jahr 2018 reflektiert, gehen drei Faktoren hervor, welche in einen direkten oder indirekten Einfluss auf das Schweizer Bildungswesen haben. Erstens demografische Faktoren, welche zum einen die Zahl der zu beschulenden Personen bestimmen und zum anderen jene Personen, die für die Finanzierung des Bildungswesens durch Erwerbsarbeit und Steuern aufkommen können.

Weiterführend werden Faktoren genannt, welche gesellschaftliche Entwicklungen, wie die Familienstruktur oder ausserschulische Verhalten von Kindern und Jugendlichen beschreiben. Diese Informationen geben einen Überblick über das Umfeld der zu beschulenden Kindern und Jugendlichen und über die Bedürfnisse und Ansprüche, auf die sich das Bildungswesen einzustellen hat. Zuletzt sind auch wirtschaftliche Faktoren relevant, welche zum einen den Spielraum für Investitionen in das Bildungswesen abstecken und zum anderen die wirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten von mehr oder weniger gut ausgebildeten Personen bestimmen. Spezielle Aufmerksamkeit wird hierbei den Auswirkungen der Automatisierung und der Digitalisierung auf die Nachfrage nach Kompetenzen geschenkt, da die technologischen Veränderungen und Potenziale zu einem grossen Teil die Anforderungen an ein zukunftstaugliches Bildungswesen definieren. Diese Faktoren werden im Kapitel Marktentwicklung näher analysiert. (Einleitung: Bildungsbericht Schweiz 2018).

 

Marktentwicklung

Die dynamische Bevölkerungsentwicklung zeichnet sich dadurch aus, dass durch steigende Lebensqualität und abnehmende Geburtenraten die Zu- und Abgänge der Bevölkerung aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Hinzu kommt der Wanderungssaldo, welcher sich aus Ein- und Auswanderungen der Schweiz verrechnet. Dieser Wanderungssaldo wird gemäss Prognosen des Bundesamts für Statistik, auch wenn künftig sinkend, den prognostizierten negativen Geburtenüberschuss nach dem Jahr 2040 kompensieren. Der demografische Wandel und die damit verbundene dynamische Bevölkerungsentwicklung bewirken zyklische Schwankungen der Anzahl Studierenden. Diese Schwankungen können durch Anpassungen der Klassengrössen aufgefangen werden. Langfristigen demografischen Trends hingegen muss mit einem Ausbau von Bildungsangeboten begegnet werden. (Demografie: Bildungsbericht Schweiz 2018)

Das Bundesamt für Statistik Schweiz hat in einem Bericht zur Bevölkerungsentwicklung diverse Szenarien abgebildet, welche die Entwicklung des Bildungsniveaus prognostizieren. Eine Perspektive visualisiert, wie sich das Bildungsniveaus der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung auf Tertiärstufe in der Schweiz bis 2045 entwickeln wird.

 

Entwicklung des Bildungsniveaus

 

Aus dieser Grafik ist ersichtlich, dass sich Hochschulen auch zukünftig etablieren werden. Jedes der abgebildeten Hochschul-Szenarien, zeigt eine deutliche Zunahme des Bildungsniveaus. Gemäss dieser Darstellung werden Hochschulabsolventen die Gruppe mit der grössten Zunahme auf Tertiärstufe darstellen. Allein vom Jahr 2014 bis zum Jahr 2030 wird mit einer Hochschulabsolventen-Zunahme von 13% auf 39% gerechnet. Das bedeutet, dass es im Jahr 2030 in der Schweiz 1,8 Millionen Hochschulabsolventen in der genannten Altersklasse geben wird. (Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz, Seite 45, 46)

Falls das Szenario «hoch» eintrifft, würde, spezifisch für Fachhochschulen betrachtet, bei gleichem Personalbestand das Betreuungsverhältnis von 13 Studierenden pro Vollzeitäquivalent des akademischen Personals auf 15,6 erhöhen. Damit die Betreuungsverhältnisse konstant bleiben, müssten an den Fachhochschulen 1000 zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen werden. (Prognosen der Studierendenzahl: Fachhochschule: Bildungsbericht Schweiz 2018) Da Fachhochschulen zu einem grossen Teil durch Kantone und Bund finanziert werden und somit staatlich subventioniert sind, gilt es ebenfalls die staatliche Verschuldung der Schweiz zu betrachten, da diese weitgehend und langfristig gesehen zukünftige staatliche Subventionen negativ beeinflussen könnte und daher eine negative Auswirkung auf anfallende Studiengebühren zulasten der Absolventen haben könnte. Eine starke Verschuldung limitiert in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Möglichkeit, Bildung mit öffentlichen Mitteln zu finanzieren. Hier nimmt die Schweiz betrachtet zu ihren Nachbarländern jedoch eine der besten Positionen ein und verzeichnet jährlich gleichbleibende oder sogar minim sinkende Schuldenentwicklungen. (Staatsschulden im Griff: Bildungsbericht Schweiz 2018)

 

Die Bildungsausgaben können in der Schweiz von Kanton zu Kanton schwanken. Dies kann verschiedene Gründe aufweisen, hauptsächlich jedoch werden sie von den Bildungsangeboten, welche den Hochschulstandort miteinbeziehen, sowie das kantonale Preisniveau und die relative Zahl der Studierenden beeinflusst. Der Kanton Graubünden wies 16.2% Bildungsausgaben, betrachtet auf die öffentlich kantonalen Gesamtausgaben, auf. Hingegen der Kanton Freiburg 31.7% Bildungsausgaben verzeichnete. Die beiden Kantone bildeten die Spannbreite der Ausgaben für das Jahr 2014. (Bildungsausgaben schwankend pro Kanton: Bildungsbericht Schweiz 2018)

Aus der Bildungsforschung geht zusätzlich hervor, dass das Risiko einer Erwerbslosigkeit bei Absolventen einer Ausbildung auf Tertiärstufe deutlich geringer ist, als bei jenen, welche lediglich die obligatorische Schule absolviert haben. Dies spiegelt die Wichtigkeit des bildungspolitischen Ziels, dass mindestens 95% der 25-Jährigen über einen nachobligatorischen Bildungsabschluss verfügen sollen, wider. (Risiko der Erwerbslosigkeit: Bildungsbe-richt Schweiz 2018) Dieses Ziel muss jedoch die Veränderung des Arbeitsmarktes durch die Digitalisierung berücksichtigen. Technologische Entwicklungen prägen seit jeher das Leben der Menschen, ihr Arbeitsumfeld und somit auch die Anforderungen an die Kompetenzen, welche das Bildungswesen vermitteln sollte. Gleichzeitig ermöglichen technologische Innovationen auch Veränderungen im Bildungswesen selbst, wodurch es effektiver und effizienter werden kann. Die Digitalisierung stellt das Bildungswesen vor neue Herausforderungen, öffnet aber auch neue Möglichkeiten und Chancen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, wurde durch den Bund eine Strategie zur «Digitalen Schweiz» ausgebaut. In einem ausgearbeiteten Aktionsplan, welcher auch das Bildungswesen der Schweiz betrifft, wird die Stossrichtung der Strategie konkretisiert. (https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/digital-und-internet/strategie-digitale-schweiz.html)

 

e-learning

 

Aktionsfelder

Für den Bereich Bildung wurden acht Aktionsfelder definiert, die Aktionsfelder 5 bis 8 betreffen spezifisch die Bereiche Hochschulen, Forschung und Innovation. Nachfolgend werden die Aktionsfelder kurz erläutert:

 

Aktionsfeld 1: Verbesserung der digitalen Kompetenzen

Kindern und Jugendlichen soll es ermöglicht werden, sich die erforderlichen Kompetenzen anzueignen, um in einer digitalisierten Gesellschaft und Arbeitswelt behaupten zu können. Der Bund unterstützt dieses Vorhaben zum Beispiel durch eine Stärkung der Informatik an Gymnasien.

 

Aktionsfeld 2: Nutzung der IKT beim Lehren und Lernen

Damit vermehrt von den Vorteilen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) profitiert werden kann, müssen Rahmenbedingungen an den Lernorten gewährleistet werden. Dies kann geschaffen werden in dem etwa Angebote zur Stärkung der digitalen Kompetenzen und Wissensvermittlung der Lehrpersonen und der Schulleitung vorgesehen sind.

 

Aktionsfeld 3: Rasche Anpassung des Bildungssystems an die Anforderungen des Marktes

Um eine Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz zu gewährleisten, muss das Bildungssystem rasch auf die Entwicklung der vom Markt geforderten Kompetenzen reagieren. Es ist daher eine verstärkte Förderung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und der Weiterbildung vorgesehen.

 

Aktionsfeld 4: Koordination und Kommunikation in der Bildungszusammenarbeit

Im Rahmen der Bildungszusammenarbeit muss die systemische Koordination und Kommunikation erhöht werden, um stufenübergreifend auf das Gesamtsystem ausgerichtete Koordination der Strategien und Massnahmen im Bildungsbereich zu verstärken.

 

Aktionsfeld 5: Stärkung der Nachwuchsqualifikation («Digital Skills»)

Durch die fortschreitende Digitalisierung werden die Hochschulen vor grosse Herausforderungen hinsichtlich wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen, der ständigen Weiterentwicklung von Lehr- und Lernformen sowie der Vermittlung entsprechender Anwendungskompetenzen mit digitalen Technologien in allen Fachbereichen gestellt.

 

Aktionsfeld 6: Sicherung der interdisziplinären Forschung zu den Konsequenzen des digitalen Wandels für Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz

Um die komplexen Verbindungen und Zusammenhänge neuer Technologien zu verstehen, Kommt der Forschung zur Digitalisierung deswegen eine zentrale Bedeutung zu. Derzeit wird diesbezüglich die Lancierung einer interdisziplinär ausgerichteten Serie Nationaler Forschungsprogramme (NFP) zum Thema «Digitaler Wandeln von Wirtschaft und Gesellschaft» geprüft.

 

Aktionsfeld 7: Stärkung von Kompetenzen in der Grundlagenforschung

Die Grundlagenforschung in den Bereichen Informatik / Computing Science ist von wesentlicher Relevanz. Der Kompetenzaufbau muss hierbei vor allem die transversale Funktion der Digitalisierung aufgreifen und als Grundlagenforschung über Fachgrenzen hinweg das Generieren von Wissen für neue Anwendungen ausbauen und sicherstellen.

 

Aktionsfeld 8: Innovationsförderung: Beschleunigung des Wissenstransfers

Die fortschreitende Digitalisierung unterstützt stärker digitalisierte Fertigungstechnologien. Die Entwicklung solcher Fertigungstechnologien erfordert eine direkte Zusammenarbeit mit der Industrie. Um die Transformation der Industrie im Hinblick auf die Industrie 4.0 zu unterstützen, sind die Lancierung eines Impulsprogramms „Fertigungstechnologien“ der Innosuisse sowie der Aufbau eines nationalen Verbunds von Technologietransferzentren für Fertigungstechnologien vorgesehen.

(Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, 2017)

Erfahren Sie in unserem Teil 2 über die Digitalisierung im Bildungswesen, wie Trends genutzt und Geschäftsmodelle bestehender Hochschulen zukünftig aussehen könnten.

 

Bildungsdreieck, Angebot, Methodik, Prozesse