Autor | Quellen
Severin Renold
admin.ch
parlament.ch
booster, Magazin für Startups und Investoren
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Finanztechnolgie in der Schweiz
Die Schweiz ist ein Land mit besonders guten Rahmenbedingungen für Neugründungen. Eine stabile Währungspolitik, Sicherheit, eine funktionierende Demokratie, das Steuerregime und die florierende Volkswirtschaft sind nur einige Gründe, wieso sich internationale Unternehmen immer wieder für das kleine Land im Zentrum Europas entscheiden. Insbesondere durch die diversen Branchenvereinigungen oder parlamentarischen Vorstössen wie das Postulat Derders, richtet sich die Aufmerksamkeit des Bundes auch immer mehr auf junge starkwachsende Technologieunternehmen und den Massnahmen, welche das Gründerverhalten positiv beeinflussen könnten. Nicht zu Letzt wird aus dem Bericht des Bundesrates im Jahr 2017 ersichtlich, dass eine niedrigere Gründungs- oder Erfolgsquote im internationalen Vergleich (etwa gegenüber den USA oder Israel) nicht prioritär den Rahmenbedingungen geschuldet ist, sondern der hohen Erwerbsbeteiligung und den guten Einnahmemöglichkeiten im Angestelltenverhältnis. Dies verwässert die Option ins Unternehmertum zu starten durch das Ungleichgewicht im Chancen – Risikoverhältnis und bildet somit grundsätzlich eine Hemmschwelle. Eine Herausforderung, die es zu untersuchen gilt, da es schliesslich auch die Neugründungen und ein gesunder Wettbewerb sind, welche die Innovationskraft in einer Volkswirtschaft vorantreiben und somit den Wohlstand der Bevölkerung erhöhen.
Gerade im Fintech Bereich tat sich einiges in den letzten Jahren, so konnte beispielsweise der Kanton Zug eine Vielzahl neuer Fintech Firmen verzeichnen und wird gar als neues Crypto Valley bezeichnet von der Community. Dies sei das Resultat einer unternehmerischen Herangehensweise in der Bearbeitung administrativer Fragen, heisst es von der Seite der Wirtschaftsförderung. Während sich andere Länder dem Thema Blockchain und Kryptowährungen vehement verschlossen auf Grund der Neuheit der Technologie und vielen Unklarheiten, so suchte man in Zug nach Lösungen und versuchte einen geeigneten Rechtsrahmen zu bilden, welchen den Ansprüchen sämtlicher Stakeholder gerecht wird. Doch noch immer zeigt sich eine hohe Abwanderung an Startups, welche die ersten 2-3 Finanzierungsrunden erfolgreich meistern konnten und nun auf mehr Kapital angewiesen sind für die internationale Expansion. Hier gibt es nur wenige Risikokapitalgeber (nicht nur in der Schweiz sondern in gesamt Europa), welche kontinuierlich Checks in der CHF 20 – 50 Mio Höhe ausstellen, was derartige Unternehmen zwingt, ihre Aufmerksamkeit Richtung Silicon Valley zu richten oder anderen risikokapitalstarken Nationen.
Betrachtet man die Statistik der Universität Duisburg-Essen aus dem European Startup Monitor 2016 so sieht man, dass die Schweiz vor allem eine hohe Anzahl an Startups in der Seed und Startup Stage aufweist. Dies ist zwar grundsätzlich positiv und befeuert den Wettbewerb, allerdings werden zum grossen Teil in den danach folgenden Phasen viele Arbeitsplätze geschaffen und Gewinne erzielt, wovon die Volkswirtschaft profitieren kann, neue Infrastrukturen gebildet werden und durch Investitionen auf Regierungsebene die allgemeine Lebensqualität gesteigert wird.
Dies scheint nicht unbemerkt zu bleiben. So wird zur Zeit diskutiert über bessere Anschlussmöglichkeiten zu Europäischen Kapitalgefässen oder etwa Allokationsoptionen aus hiesigen Pensionskassengeldern (zu einem sehr kleinen prozentualen Anteil), in Risikokapital Assets. Ausserdem verfolgt man diverse Initiativen, auch die Rahmenbedingungen für Risikokapitalgeber zu optimieren, etwa durch eine Änderung in der Besteuerung der Unternehmensbewertung, also der Vermögenssteuer, hin zu einer mehr ertragsfokussierten Besteuerung, welche bei Jungunternehmen ohnehin wegfällt in den ersten Jahren. Aber auch von unmittelbaren Massnahmen wird nicht abgesehen. So hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen gemeinsam mit Branchenvertretern das Green Fintech-Netzwerk ins Leben gerufen. Damit soll unter anderem das Zusammenspiel von nachhaltigen Finanzdienstleistungen und digitaler Technologie gestärkt werden. In diesem Netzwerk seien die wichtigsten Akteure der Branche vertrete, so das SIF, darunter Green Fintech-Unternehmen und -verbände, Risikokapitalfirmen, Universitäten und Fachhochschulen sowie Beratungsunternehmen und Anwaltskanzleien. Der Auftrag dieses Netzwerkes bestehe darin, aufzuzeigen, in welchen Bereichen die Rahmenbedingungen für Green Fintechs in der Schweiz verbessert werden können.
Aber auch auf der Corporate Seite tut sich was. So tritt beispielsweise die UBS in eine Vorbildsrolle mit der Gründung von UBS Next. UBS will enger mit Fintechs und dem Technologie Ökosystem zusammenarbeiten. Dafür richtet die Grossbank ein neues Portfolio ein, welches mit rund USD 200 Mio ausgestattet ist, welches in digitale Unternehmungen investiert. Als mögliche Kooperationspartner nennt UBS interne Initiativen und bestehende strategische Partnerschaften. Aber auch externe Kooperationen mit Technologieunternehmen, Startups, Aufsichtsbehörden und der Wissenschaft seien möglich. Zu den Zielsetzungen dieser Lancierung zählen die Mitentwicklung digitaler Innovationen, Modernisierung und Modularisierung technischer Anlagen, die Nutzung neuer Technologien wie Public Cloud, Mikrodienstleistungsarchitekturen und künstliche Intelligenz. Prioritär wird UBS Next direkt in Fintechs der Frühphase investieren, so heisst es.
Die grundlegende Bewegung ist also vielversprechend und es bleibt zu hoffen, dass noch weitere Grossunternehmen nachziehen und parlamentarische Vorschläge realisiert werden.